7
Apr
2006

3

diese unsterblichkeit auf der auch sein glaube basierte. alles um ihn
herum verschwand wenn er diese göttliche stimme hörte und sie erklang
nur allzu oft in seinem geiste. benommen ließ er sich auf seinen sitz
fallen, da stand julia doreen vor ihm und war ERSTAUNLICH beladen. "so
paterchen" sie stellte zwei tabletts ab "ich habe uns im bordrestaurant
zwei portionen Freilandgans mit Kartoffelklößen und Apfel-Rotkraut
besorgt" - "aber teuerste, meine figur" quietschte der pater entzückt und

weiter: " ich glaube ich habe gerade soeben schon wieder eine
erscheinung gehabt. ständig besucht mich neuerdings die heilige
jungfrau! ich weiß selber nicht was ich davon halten soll und ob es
nicht einfach eine fixe idee ist. vielleicht bin ich auch einfach
überarbeitet. " aber julia hörte ihm gar nicht weiter zu. richtete das
menü schmuck auf dem ausziehbaren tischchen an und zündete einen
weihnachtlichen LICHTERKRANZ an. wo sie den nur wieder her hatte?

das heilige abendmahl konnte beginnen und die heilige jungfrau an der
abteildecke schmunzelte vergnügt über das paterchen, das doch
tatsächlich seine glatze mit glitzerpuder bestäubt hatte, zufrieden
schmatzte und ein paar ANZÜGLICHE geschichten zum besten gab. "halten
sie sich ran, pater, wir sind gleich in hamburg und da ist schon der
michel, der michel , der michel...

" "ja, ja dazu muß ich kein HELLSEHER
sein um das zu ahnen, daß wir nun gleich die alte und ehrwürdige
hansestadt passieren! aber wir, wir fahren doch weiter bis lübeck und
steigen erst da um oder wie war das gleich?"

"ach, pater. muss ich ihnen wirklich ERKLÄREN, was wir hier in hamburg
machen, obwohl wir doch längst in kiel sein müssten, um die
nordostseebahn nach husum zu bekommen?

ich weiss, es ist lästig, aber ich muss einfach erst noch rasch in die mönckebeckalee und meinen guten RENTIERMANTEL vom kürschner abholen. der gute wolfgang (joop) hatte ihn mir doch seiner zeit, 1418 zur hauseinweihung geschenkt. und jetzt kann
ich den doch wohl gut gebrauchen bei der kälte da oben an der küste.
vielleicht treffen wir wölfie und das wäre doch sicher auch für sie
interessant, nicht war paterlein?" sie lächelte verschmitzt und war
gespannt was der verblüffte pater nun sagen würde.

denn das ganze hatte sie sich jetzt mal eben einfach so ausgedacht, in wirklichkeit hoffte
sie, schnell noch in einem der berühmten event-nagelstudios auf dem
kiez "drangenommen" zu werden, denn sie wußte, dass hajos begeisterung
für überraschende besuche sich in grenzen hielt, insbesondere, wenn es
sich um gäste mit mangelhafter maniküre handelte.
so war er nunmal, der alte dosenkopf, er hatte früher sogar die
adressen aller nagelstudios im umkreis aus dem TELEFONBUCH
abgeschrieben und über ihr kopfkissen gehängt, direkt neben die
duplofußballsammelbilder.

"na, gut, meinetwegen." sagte der pater und
biss nochmal hastig von der keule ab. er hatte da plötzlich so einen
speziellen BUCHLADEN im kopf. da könnte er derweil ja mal wieder
schmökern gehen.

"i kill for you" ein fundamentalistischer underground-roman, den es nur unter dem LADENTISCH gibt. den wollte er schon lange ergattert haben. jetzt war vielleicht die gelegenheit! sie rafften also eilig, noch halb kauend ihre untensilien zusammen und
drückten sich auf den gang, in dem jetzt auch alle anderen schon
vorwärts drängten, obwohl der zug noch gar nicht in den bahnhof
eingelaufen war. schon waren sie im sog der ungeduldigen als julia

einen stechenden schmerz im kreuz verspürte. ein reisender hatte ihr
ausversehen ein TISCHBEIN in den rücken gerammt. laut schrie sie auf
und sah schon die sterne. der pater sah sich in die pflicht genommen
und

zog rasch die neue INSTYLE aus seinem handgepäck.
er rollte das magazin zusammen, um mit einem kurzen, gezielten schlag
auf die schmerzende stelle abhilfe zu schaffen.
"gelernt ist gelernt!" sagte er schmunzelnd. "ich habe nicht umsonst
zehn jahre lang fernöstliche LEBENSBERATUNG und heilkunst studiert!
gleich wird es besser sein." dem tischträger zog er alls dann ebenfalls
mit dem magazin eins über den schädel.

"so meine liebe, ich habe nun ein paar, äh, besorgungen zu machen"
wir treffen uns in UNGEFÄHR drei stunden im sorgenbrecher.
bringen sie bitte was schönes vom wölfi für mich mit. ich verabschiede
mich, bis später!"

eilig zog er dahin und julia stand alleine auf dem bahnsteig. was wollte sie doch gleich alles erledigen? gedankenverloren schlenderte sie einfach so los bis sie am ufer stand. ein FÄHRMANN war gerade frei und setzte sie über. da schaukelte sie hin in eine
plötzlich fremde welt. die sterne verwoben sich mit der sonne und alles
wurde in ein weißes licht getaucht. Sie fühlte die Wärme auf ihrer
Stirne ihren Wangen und an ihren kleinen Ohren. Unwillkürlich griff sie
sich an den Hals und öffnete die Schlaufe mit der Sie ihr
Seidenhalstuch gebunden hatte. Sie schloß die Augen und genoß diese
helle angenehme Wärme. Ein schönes "Hamburg-Gefühl" dachte sie sich, so
als ob sie den Schatten unangenehmer Erfahungen, die sie mit den
Menschen in dieser Stadt –

vor allem rund um dien Bahnhof und mit den
Fußball-MANNSCHAFTEN, früher immer wieder gemacht hatte, vertreiben
müsste. Heute ist heute, ich bin hier, ich habe Zeit und ich fühle die
Wärme in meinem Gesicht. Das Leben ist schön. wieder ging ihr dieser
satz durch den kopf und der fährmann blinzelte ihr nebenbei begehrlich
zu.

wieder hellwach griff sie neben sich nach der AFTEN-POST die hier
wohl ein skandinavier liegen gelassen hatte. erstmal ein bischen
blättern und sich nicht zu sehr auf den schipper konzentrieren, dachte
sie sich. ansonsten riecht der noch lunte und quatscht mich an!

und noch etwas anderes roch - ziemlich stark. Vor ihr saßen zwei ältere
Damen mit Einkaufstüten. Eine der beiden hatte eine gehäkelte
POSTMODERNE Kopfbedeckung, allerdings in einem derart scheußlichen
bläulichgrellen Grün, wie sie es zuletzt im Drei Pagen Wollmusterbuch
bei Tante Gerda gesehen hatte. Die andere hatte Kaffee eingekauft -
frisch gemahlen. Das ist ein Geruch, den man zunächst angenehm
empfindet, bei dem man aber am Ende einer längeren Busfahrt nach einem
Plätzchen suchen muß, an dem man sich ungstört übergeben kann. Nur
jetzt nicht dachte Julia-Doreen, sonst halten sie mich hier noch für
eine Landratte, der das bisschen Geschaukel im Hafen auf den Magen
schlägt. Sie stand auf und suchte sich einen besseren Platz "am Wind"
und atmete tief die Luft die von See her kam. sie genoß also die
aussicht und kümmerte sich nicht weiter um die bootsinsassen.

das ufer kam näher und sie konnte schon einen freundlich winkenden NEGER in
weißer uniform sehen, der den kahn wohl in empfang nehmen wollte. (ach,
da hatte sie schon wieder neger gesagt, zum glück nur im geiste!) beim
näherkommen stellte sich allerdings heraus, daß es sich bei dem
farbigen um keinen geringeren wölfi joop handelte! wölfi war vermutlich
wie so oft auf seiner privaten sonnenbank eingenickt und war wiedermal
viel zu braun für diese breiten und diese jahreszeit geraten. sein
weißer anzug, mit aplikationen und "ficken für den wald" buttons ließ
ihn noch zusätzlich dunkler erscheinen. lächelnd reichte er ihr die
hand und sie sprang auf das festland. "welch eine überraschung, woher
wußtest du....?"

"jaaaaaa......so eine art intuition! nein, dein liebes paterchen gab
mir den tipp. er macht sich sorgen um dich und hat dich losfahren
gesehen. ich wußte ja daß du hier zu den docks fahren würdest. das war
doch immer unser lieblingsort seinerzeit. wir drehen hier übrigens
gerade einen werbespot gegen das waldsterben! dort drüben in der alten
werftruine!" "GERADE wollte ich Dich danach fragen, ob Du mal wieder
was im Filmbusiness für mich hast“ gab Julia-Doreen dem freundlich, mit
braungebranntem Gesicht auf sie herunterlächelnden Lebemann zurück.
“Braucht ja keine große Rolle zu sein, Hauptsache man sieht mein
Gesicht. Und gegen das Waldsterben – da würde es sich doch lohnen, sich
zu engagieren. Du kannst mich ja mal dem Produzenten vorstellen. Ja,
machst Du das für mich.“ Joop grinste syphisant und versprach sich für
Julia einzusetzen.

erst jetzt viel ihr ein, daß sie sich ja dem
melancholischen ADERLASS gar nicht so hingeben wollte! hamburg, das
wollte sie doch schnell abhaken. all die erinnerungen die da
unweigerlich aufkamen, das war doch alles müde vergangenheit? und
wölfi...

der hatte ja nun wirklich gar keinen glamour mehr. genau
besehen ähnelte er ein wenig diesem schmierigen menschen, der sie
damals im ASSESSMENTCENTER durchrasseln liess, als sie sich für den job
als eduscho-consulterin beworben hatte. "du, wölfi? weisst du ein
erstklassiges nagelstudio in der nähe, das mich gleich drannimmt? und
hättest du vielleicht ein kleines werbegeschenk für den pater zur
hand?" wölfi kräuselte nachdenklich die botoxverdedelte stirn "warte mal,
honey, möglich, dass........

ich in meinem handy ein paar nummern gespeichert habe." er zog sein vergoldetes motorolla (limitierte spezial-edition mit brilliant-tastatur) hervor und ließ den klappdeckel
lässig mit einer kpt. kirk-mäßigen handbewegung aufschnellen. " so ganz
ohne TERMIN dürfte es schwierig werden aber hier bei nagel-peter könnte
es klappen!" schon hielt er das ding an sein ohr. " aber sag mal,
wollten wir jetzt nicht erstmal zum dreh? deine hände sieht doch
keiner. hier, kriegste meine handschuhe."

"Nein, nein, neiiiiiin" brach es aus Julia heraus „Handschuhe. Deine Handschuhe. Schau Dir mal meine Nägel an“ Sie machte eine Bewegung als ob sie ihm die Hände
entgegenstrecken wollte. Er schaute unwillkürlich nach unten, aber sie
zog sie sofort wieder zurück um sie hinter ihrem Rücken zu verstecken.
„Meine Fingernägel sind so verunstaltet, das drängt bei mir ein Gefühl
der MINDERWERTIGKEIT nach außen, so kann ich doch nicht unter Leute
gehen. Und die bekannte Forenautorin found will mich auch schon
ungefähr seit Seite 10 in ein Nagelstudio schicken. Also sei mir nicht
böse, für Eure fucking-Waldsterben-story hab ich im Moment einfach
keinen Nerv – mit so verunstalteten Händen. Wirklich ganz toll, Dich
hier zu treffen“ sagte sich noch im Weggehen. Sie musste sich abwenden,
denn sie ahnte, dass von Ihm keine Hilfe zu erwarten war und sie
fühlte, dass ihre ganze Mimik etwas anderes ausdrückte, als Freude über
die Begegnung und Genuss über ihr Andauern. „Tschüß, mein Herz- auf ein
andermal.“

-"das heisst, halt, warte! ich muss unbedingt ein kleines
präsent für den pater mitbringen. du kennst doch seine EITELKEIT, wölfii,
biiitte!" "ach was soll's, gib ihm halt das hier" zickte wölfi mit leicht
genervtem unterton und warf ihr ein grell glitzerndes päckchen zu. "ist
ein signiertes nerzkondom, hab ich von karl, dem alten zopf bekommen.
sag dem paterchen, er soll mir dafür bei gelegenheit...…

auch mal wieder einen Stein in den Vorgarten werfen.“ Mit einem gehüstelten Lachen, mit
dem er sich über diese Aufforderung, die er für eine äußerst lustigen
Vorschlag hielt, amüsierte, verabschiedete er sich von Julia-Doreen:
„Machs gut mein Liebes – demnächst in diesem Theater!“ Und noch einmal:
„H..H..H..H..HH, Hü hü“.Er griff sich mit der Hand, in der er eben noch das glitzernde
Päckchen gehalten hatte, an die Wange. Unter einer dicken Schicht
Make-up machten ihm wieder mehrer EITERPICKEL zu schaffen. „Ich muss
dringend mal wieder auf die Sonnenbank.“ Ging es ihm durch den Kopf.
„Diese Akne. Mein Gott, diese Akne. In meinem Alter.“ Beinahe hätte er
in der Beschäftigung mit seiner Haut die Filmaufnahmen vergessen, die
der Grund seines Kommens gewesen waren. Er warf der davoneilenden Julia
noch einen Blick nach. Er hätte sie so gerne dabeigehabt, aber da …

sie mit ihrer PICkELHAUBENARTIGEN frisur, die fatalerweise auch noch in
ausgewaschenem studentinnenrot daherkam, sowieso ein ein visueller
störfaktor gewesen wäre, war es auch kein schaden, wenn nicht.
julia-doreen rannte fast "mist, das mit dem nagelstudio wird nichts
mehr, was soll's, i am schließlich what i am und wenn es jemandem nicht
passt ...

dann soll er leine ziehen! fahrt doch alle zur hölle! fuck
off and die..." oh man, ihre launenhaftigkeit nahm ja bedrohliche züge
an! das konnte man bald keinem mehr zumuten. da half auch kein "oops i
did it again" mehr, was sie sich dann ,zum innerlichen aufbau, immer
schnell vorsang. da half bald gar nichts mehr. sie würde es sich bald
mit der ganzen welt verscherzt haben. sie sah es schon eilen, bitteren
mund`s. das führt doch alles zu keinem guten ende.
vor wut über sich selbst, riß sie sich ihre alberne rothaar-perücke
vom kopf und schleuderte sie in die elbe. sofort schnappten gierige
muränen nach dem vermeindlichen leckerbissen. diese hatten sich hier
neuerdings angesiedelt, wie so einiges andere an südsee-getier, blinde
passagiere aus einer fremden fernen welt. mit denen konnte sie sich ja
geradezu verbunden fühlen! am besten gleich hinterher springen.
vielleicht würden die sie aufnehmen und verstehen? ach, mensch. eine
scheiße mit der scheiße ist das alles. mit ihren jetzt im wind
wehenden, langen braunen haaren wanderte sie also mal wieder ziellos
drauflos, völlig in gedanken versunken, entlang der kai-mauern, den
trocken-docks und container-stapeln bis sie auf eine straße kam, die
wenigstens eine richtung vorgab. stadteinwärts tauchten die ersten
hochbauten auf. diese gigantomanie hatte sie schon immer fasziniert.
staunend betrachtete sie die bis in den himmel reichenden fassaden auf
denen die sonne und die wolken gespiegelt vorbei wanderten. vor einem
besonders hübschen palast blieb sie gebannt stehen. er war scheinbar
nur aus glas gebaut. das innere des netzwerkes, ob es sich darin
befand? sie betrat die eingangshalle und fragte den portier was das
hier für ein gebäude sei? der entgegnete schroff und kurz:
"max-planck-institut für molekulare GENETIK! der vortrag von mister
hawking ist im achzigsten stockwerk!"

"das ist doch dieser lustige pennbruder aus den karl may filmen mit diesem wennichmichnichtirretick, der später mit einem promille-skandal für schlagzeilen sorgte! ach, und der hält jetzt vorträge? worüber denn?" schockiert über so wenig
allgemeinwissen und ETIKETTE verschlug es dem portier gänzlich die
sprache. Seine Pupillen wurden größer und die Augäpfel wanderten in
entgegengesetzte Richtungen. Er griff sich an den Hals und lockerte
seine Krawatte –

langsam rückwärts auf die KETTENHALTERUNG
zurücktaumelnd in der die goldfarbene Absperrkette eingehängt war.
„Mister Hawkins“ sagte er nach Luft ringend „Mister Sam Hawkins, den
finden Sie in Bad Segeberg der hat dort eine Ehrenloge. Und… sagen Sie
dem anderen, dem …., dem Indianer einen schönen Gruß.“ Dann brach
hinter dem Empfangstisch zusammen. Julia schaute flink nach rechts und
links, um abzuschätzen wie groß die Gefahr war, dass sie jemand mit dem
Zusammenbruch des livrierten Herrn in Verbindung brächte, warf ihren
Kopf nach hinten, ihre Handtasche über die Schulter und schloss sich
mit einer Mischung aus Entschlossenheit und Distanziertheit im Blick
dem Strom der Besucher in Richtung Aufzug an. „Achtzehnter Stock,
achtzehnter Stock“ murmelte sie zur Selbstversicherung vor sich hin.
"Jetzt schau ich erst mal hier"
scheinbar in zeitlupe quälte sich der vollgestopfte aufzug nach oben.
julia wurde ein wenig übel bei dem geruch der basarluft. türken, inder
und chinesen, die ganze welt schien hier auf 5 qm zusammengepresst.
dieser vortrag schien ein wahrer magnet zusein. alles was sie in diesem
sprachgewirr verstand war UNGENAU, somit konnte sie keinerlei
vorinformationen sammeln. jetzt hielt der aufzug bei leuchtzahl zehn.
nein, sie mußte ja bis, wie war das? achzehn! weitergings. zwölf,
vierzehn, endlich achzehn! sie quetschte sich durch die masse heraus
aus dem vehikel. ping, schon fuhr der aufzug weiter und sie stand
unvermittelt allein auf weiter flur. niemand war mit ihr ausgestiegen,
da stimmte doch was nicht? Dieser Spinner am Empfang, der gleich
umgefallen war, als sie etwas mit ihm über Karl May plaudern wollte,
war wahrschheinlich schon nicht mehr ganz bei Sinnen, als er vom
Vortrag im achtzehten Stock sprach. Sam Hawkins zum Vortrag in Hamburg
- hätte sie sich ja denken können.


Überhaupt was wollte sie eigentlich hier. Sie war GENAUGENOMMEN doch
mit dem Paterchen im Sorgenbrecher verabredet. Nicht dass der schon
wieder versumpfte, bloss weil sie nicht zur verabredeten Zeit zurück
war. Durch einen Bewegungsmelder war Licht im Flur angegangen als sie
aus dem Aufzug trat und nun schalteten sich langsam flackernd auch
einige Leuchtstoffröhren ein. Sie blickte in die langen leeren Flure
drehte sich dann aber um - der Aufzugfront zu.

Es waren 5 große Aufzüge nebeneinander. Sie drückte auf sämtliche
hinterleuchteten Knöpfe auf den Displays aller 5 Aufzüge und wartete.
Doch es tat sich nichts. So lange sie auch wartete, da war kein
Schnurren und Surren, kein Rattern und Klicken, sondern nur totale
Stille. Und dann ging auch noch das Licht aus. "Ach MENSCH!" sagte sie,
"Warum denn das jetzt?" Sie sprang ein paar mal in die Luft, um die
Bewegungsmelder zu aktivieren, doch die waren und blieben tot.
Leich genervt kramte sie in ihren Taschen nach einem Feuerzeug oder
zumindest Streichhölzern, um der totalen Dunkelheit zu entkommen und
vielleicht das Stiegenhaus zu finden, aber da war nichts, mit dem sie
auch nur ein Fünkchen Licht hätte erzeugen können.
Und plötzlich hörte sie ein Schlurfen, das in der Dunkelheit langsam
aus der hintersten Ecke des langen Korridors auf sie zu kam. „Wenn sie
hier schon in der Dunkelheit rumtanzen und in der Nase bohren müssen,
dann schieben Sie Ihre Exkremente bitte in die eigene Tasche“ Röhrte
eine Stimme aus der Tiefe des Raumes, die sich anhörte wie der
Synchronsprecher von John Wayne - oder war es Bruce Willis. Langsames
Sterben in Hochhäusern und Blutorgien schossen ihr in
Sekundenbruchteilen in den Sinn.

„Ich hab keine Lust mehr, immer Eure
SCHWEINEREIEN von den Aufzugwänden zu popeln“ rüffelte die näher kommende Gestalt weiter.Tatsächlich, sie hatte wieder den Zeigefinger im rechten Nasenflügel.
Eine lästige Gewohnheit, eine Übersprungshandlung. Sie konnte sich das
einfach nicht abgewöhnen. Da vernahm sie die Umrisse …..
(das mit der Silhoette lass ich lieber, sonst fragt sich Juliane
wieder, was uns der Dichter damit sagen will, bloß weil es bei google
auch für falsch geschriebene Wörtet tausende von Fundstellen gibt.)

eines monströsen Mannes. Mit seinem Näherkommen war aus dem Schlurfen
ein ENTENWATSCHELN und schließlich ein äußerst geräuschvolles Stampfen
geworden, das auf eine beächtliche Körperfülle schließen ließ. "Woher
weiß der Kerl das mit dem Popeln?" fragte sie sich, da es noch immer
stockdunkel war.

Vielleicht war ja dieses füllige WATSCHELNDE Wesen gar kein Mensch,
sondern so eine Art Phantom der Oper, oder ein verwunschener Prinz oder
King Kong. Ja, King Kong vielleicht. Der hat eine unglaubliche
Wahrnehmung, der sieht bestimmt im Dunkeln. "Mein Gott, warum hab ich
mir ausgerechnet jetzt die blonden Haare zurückfärben lassen. Mein
Gott, ich verbocke doch wirklich alles. Hier steht Kong Kong vor mir,
es könnte das Abenteuer meines Lebens werden und ich stehe vor ihm mit
langen braunen Haaren und er verdächtigt mich ich würde meine Popel in
der Gegend herumschießen" Was für ein Alptraum ...

"mensch, warum machste denn kein licht hier an?"auf einen schlag war es hell
und da stand ein ganz gewöhnlicher hausmeister aus dem bilderbuch DER
vorstellungsromantik. Julia fielen Steine vom Herzen, Tonnengewichte.

Ein Mensch, ein ERDENMENSCH. Kein Monster, nicht der blondinenliebende
King Kong, kein Gewalttäter. Selten hatte Sie sich so über denn Anblick
eines Hausmeisters gefreut.
"Aber eines interessiert mich jetzt doch," sagte sie, legte den Kopf
leicht schräg, blickte nach links oben auf die Fahrstuhlanzeige und
führte den erhobenen Zeigefinger vor ihren Mund "wie haben sie das
geschafft ..."

"SCHAUEN sie mal hier, da ist extra ein schalter bei dem so ein kleines
symbolisches birnchen leuchtet! da drücken sie dann drauf wenn sie
licht wollen. ist doch klar! sie aber, haben auf den schalter mit dem
kleinen symbolischen glöckchen gedrückt! das ist das zeichen für mich
und bedeutet alarm! zugegeben, das birnchen und das glöckchen kann man
mal verwechseln aber das glöckchen ist immerhin rot und das ist doch
bekannt, daß rot nicht für "licht an" steht sondern für gefahr oder
eben alarm, menschenskind! was suchen sie überhaupt hier? sie wollen zu
dem vortrag von dem rollstuhlmann ja, ja aber hier ist der achzehnte
stock, sie müssen in den achzigsten!!! komm kindchen, hier "aufzug
kommt" drücken und dann abmarsch! " ping, und schon öffnete sich wieder
die aufzugstür und king kong schob julia brüsk in den fahrstuhl zum
schafott. und auf die achzig drückte er seinen riesendaumen auch noch
schnell! man, das war ja wieder so eine story. noch ganz außer atem
blickte julia auf die leuchtzahlen die jetzt rasant wechselten.
schließlich war sie der einzige fahrgast und bei ihren fünfzig kilo
keine last für das gefährt. jetzt konnte sie sich auch mal im spiegel
sehen und sich schick machen für ihren nächsten auftritt. viel hatte
sie ja nicht mehr dabei aber dann doch lippenstift, kajal, tusche,
puder, all das, zucker und zimt und was man so nimmt. kaum hatte sie
mit ihrer arbeit begonnen, leuchtete auch schon die achzig auf!

die tür öffnete sich und vor ihr, sie war eigentlich noch gar nicht bereit, ein
traum! alles hatte sie jetzt erwartet aber nicht das! eine
atemberaubende landschaft breitete sich vor ihren augen aus, hier im
achzigsten stockwerk! aus dem auszug heraus in eine fremde scheinbar
verwunschen welt, wer hat sowas schon erlebt? AUEN fanden sich dort, wo
wasser von gletschern, flüssen und seen in flacheren bereichen mit land
intensiv in berührung kam. "ich raste aus!" ging es ihr durch den sinn.
Was war das? Ihr war der Mund offen stehen geblieben. Die Arme hatte
sie angewinkelt nach vorne gestreckt als ob sie diese Welt in Empfang
nehmen wollte, wobei sie in der einen Hand noch den offen Make-up Stift
und in der anderen den Deckel dazu hielt.


Was war das? Einbildung? Eine Projektion? Sie war doch im 80. Stock eines Hochhauses. Versteckte Kamera? Sollte sie Gleich auf die Bühne vor eine grölendes Publikum
gezerrt werden? Das Holo-Deck mit dem in einer ihr bekannten
Sience-Fiction-Serie immer wieder die Langeweile und Einsamkeit des
unendlichen Raumes durch Spielfilmszenen und Anleihen aus dem 20
Jahrhundert angereichert wurden kamen ihr in den Sinn; dem Anblick nach
aber viel eher das AUENLAND. Gandalf und die liebenswürdigen Hobbits
mit einem Fässchen Pfeifenkraut. Was war das? Sie staunte und ließ sich
von dieser unglaublichen Erscheinung, einer Wahrnehmung, von der sie
sicher war, sie möglichst lange fühlen zu wollen, umfangen.
In diesem Moment ….

kam ein mann mit pferdeschwanz und einem breiten,
strahlendweissen grinsen auf sie zu, er sah aus wie thomas ANDERS.
"gute abfahrt, was?" er stieß ihr einen arm in die rippen.
"bist du vom catering oder gehörst du zur crew?" "ich, ähm, weiss
nicht...was ist hier los? stammelte sie.
"sag bloss, quasi hat wieder fremde hier hochgelassen. das fuckt mich
so ab!" seine stimme klang plötzlich hysterisch "sieh zu, dass du dich
hier verpißt, schätzchen, das ist der dreh für den neuen müller
milch-spot und da mögen wir keine gaffer!"
"zopfsau" dachte julia verächtlich und

ERSANN sich eine feine rache für diesen gemeinen betrug und dem spiel mit ihren gefühlen.

So einfach war das gar nicht für sie, dieses Umschalten auf die subtilere, gemeine
Schiene, und die ANNAHME eines freundlichen – zumindest gelassenen
Gesichtsausdruckes. Denn eigentlich fühlte sie einen unglaublichen Zorn
in sich aufsteigen. Diese affige Gestalt vor ihr, die ihr nicht einfach
nur den Zutritt verwehrte oder ihr deutlich machte, dass dieser Bereich
aus wichtigem Grund geschützt werden muss, wegen der Filmaufnahmen. Das
hätte sie ja alles verstanden. Nein, diese „Zopfsau“ musste ihr zeigen,
wie unbedeutend sie war musste sie mit seinem Habitus und er seinen
dumm hingesagten Worten herabsetzen. Sie fühlte wieder das kleine
Mädchen in sich, das man davon schickt, das man keiner Begründung
würdig hält. Die Chancenlosigkeit, Macht mit unverhohlener
Gewaltdrohung verbunden.
Aber sie hatte es gelernt, mühsam gelernt, dass ihr andere Mittel zur
Verfügung, andere Mittel der Macht und andere Wege ihren Zorn zu
kanalisieren, anstatt ihrer ersten Emotion nachzugeben und gewalttätig
zu werden, wozu sie dank ihrer Selbstverteidigungskurse im
Frauenzentrum in der Lage gewesen wäre. „Heut geht’s Dir gut, heut
singst Du laut“ dachte sie bei sich „aber ich erwische dich, du Wicht.
Dich wird ich in der Pfeife rauchen.Also um Molkereiprodukte soll es gehen, und Du willst dabei eine gute Figur machen.“Schon während ein bulliger Kerl – zwar mit einem freundlichen Gesicht und einem „komm-nimms-nicht-tragisch-Blick“ – aber dennoch ohne einen Zweifel daran zu lassen, dass er seinen Auftrag ausführen wird, sie zum
Aufzug begleitete, griff sie nach ihrem Handy um Gerda, eine alten
Schulfreundin und Lebensmittel-Chemikerin anzurufen. Sie wollte diese
fragen, ob sie nicht vielleicht eine gut abgelegene E. Coli Kultur für
sie hätte - so eine kleine Darminfektion wäre schon was gewesen für
diesen präpotenten Möchtegern.

Da kam ihr, wie so manchmal im Leben, der Zufall zu Hilfe. Die
Aufzugstür öffnete sich und wer kam heraus?
"Nein, das gibt's doch nicht! Xi Wu, mein Lieber" rief sie.
Es handelte sich um einen alten Sandkastenfreund, den sie seit einigen
Jahren nicht gesehen hatte."Was machst Du denn hier?"
"Ach was für eine Freude, Dich wieder zu sehen. Noch immer schön wie
ein strahlender Frühlingsmorgen. Ich mache das Catering hier.

Ich habe mein METIER gewechselt und mache jetzt statt sauer-scharfer Suppe und
Frühlingsrollen Sushi und Maki. Ist ja viel mehr in jetzt, der rohe
Fisch"."Roher Fisch - heißa!" Schoß es ihr durch den Kopf. Das ergab ja
ungeahnte Möglichkeiten für eine sehr subtile Rache. Fisch konnte ja
sooo leicht gammeln - vor allem im Monaten ohne "R", das wußte
schließlich jeder und vielleicht hatte Gerda ja auch noch ein bißchen
was von der Hepatitis-A Kultur auf Lager, die sie vor einiger Zeit aus
Muscheln und Schalentieren eines großen Fischmarktes stammend angelegt
hatte.

Außerdem, Xi Wu schuldete ihr auch noch immer einen großen
Gefallen . "Xini Wui, mein Schatz, brauchst du vielleicht noch Hilfe
beim Buffet. Ich würd mich TIERISCH freuen Dir hier auszuhelfen.
Wann wird denn serviert? Ich muß noch kurz weg - eine frische Bluse
mein Schürzchen holen" sagte sie, den ihr war klar daß sie jetzt eine
plausible Erklärung für ihr Weggehen brauchte. "Ja so 2 bis zweieinhalb
Stunden" antwortete XiWu "Muß alles mit Liebe vorbereitet werden" Bei
dem Wort Liebe lachte er schelmisch und seine freundlchen Augen wurden
noch schlitzäugiger."Also bis gleich" Julia stürze in den Aufzug und drückte die
Wahlwiederholung an ihrem Handy. "Hoffentlich ist Gerda erreichbar
...."Institut für Ernährungshygiene, Lehrstuhl Frau Prof. Dr.
..xlkgrigs grohhbr...

Sie sprechen mit Frau SCHIEBER, was kann ich für
sie tun?" meldete sich eine professionelle Telefonkraft am anderen
Ende. Nur den Namen hatte Julia nicht ganz verstanden. So fragte unter
Vermeidung sämtlicher Titel und die Privatheit des Anrufes
unterstreichend: "Ist Gerda zu sprechen?" "Die Frau Professor ist
gerade in einem Colloquium, das wird sicher noch eine halbe Stunde
dauern. Darf ihr etwas ausrichten? Wie war doch gleich ihr Name?" Julia
hinterlies Namen und Handy-Nummer und die Nachricht daß sie unterwegs
sei um Gerda dringend zu sprechen.

Da war der aufzug auch schon wieder
im Ergeschoß gelandet. ein eigentlich freundlicher bursche mit
bauchladen stand direkt vor der tür und wollte sofort in den aufzug
stürmen. dabei kam es natürlich unverhofft zu einer kollision! sie
stießen also zusammen und ca. fünfhundertfünfundreißig BERLINER
purzelten auf die italienische marmor-auslegeware. es war ein bitteres
ERWACHEN.
"was mache ich hier eigentlich? wollte ich nicht endlich ein wenig
gradliniger werden? wieso lasse ich mich eigentlich von jedem dämlichen
impuls anfixen? das ist doch alles vollkommen unnatürlich. man muss
diese typen einfach zusammenschlagen, wenn sie nerven"
sie drehte sich um und kickte lässig ein paar berliner zur seite
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